Gündels Kulturstall

07.07.09

Schottland – das Mekka der Kartoffelzüchtung


Unsere diesjährige Sommerurlaubsreise führte uns nach Schottland. Bei der Reisevorbereitung stießen wir auf das Scottish Crop Research Institute (SCRI) in Invergowrie bei Dundee (www.scri.ac.uk), das sich unter anderem mit der Neuzüchtung von Kartoffeln beschäftigt und seit einigen Jahren auch Erfolge bei der Etablierung von Solanum phureja, einer anderen Kartoffelart neben der in unseren Breiten bekannten Solanum tuberosum, hat. Neugierig geworden, meldeten wir uns per e-Mail für den 07. Juli im Institut an.


Als wir erwartungsfroh im Empfang des Institutes erschienen, teilte uns die Sekretärin mit, dass keine Terminanfrage vorliegen würde. Außerdem fand gerade eine internationale Getreidetagung statt. Trotzdem versuchte die nette Dame am Empfang, ein Treffen mit einem Kartoffelexperten zu organisieren. Es dauerte auch nicht lange, und Herr Gavin Ramsay, zuständig für die internationale Kollektion von Wildkartoffeln am Institut, begrüßte uns freundlich. Er antwortete geduldig auf unsere Fragen und führte uns in die Abteilung zur Erhaltung und Vermehrung von Wildformen. Neben der In-vitro-Erhaltung der Wildtypen wird hierbei ein Teil der Kollektion im Gewächshaus vermehrt. Die Vielfalt der gerade blühenden Pflanzen war beeindruckend. So gibt es z.B. auch krautfäuleresistente Formen, die in neue Sorten eingekreuzt werden.


In der nächsten Abteilung begrüßte uns Herr Finlay Dale, der für die Neuzüchtung zuständig ist. Dort hatten wir das Glück, den langjährigen Kartoffelzüchter Geoffrey Swan bei der Kreuzung von Kartoffelblüten über die Schulter schauen zu dürfen. Er weihte uns auch in die "Geheimnisse" der Bestäubung ein. Danach zeigten uns beide im Gewächshaus die Ergebnisse ihrer Kreuzungen, d.h. die aus den Samen gezogenen Setzlinge.


Besonders interessierte uns natürlich das Thema Solanum phureja. Herr Dale meinte dazu, dass die Züchtung von Sorten aus Solanum phureja schon viele Jahre läuft. Hauptproblem war die Anpassung an unsere Tageslänge. Als erste Sorte wurde im Jahr 2007 die Sorte Mayan Gold zugelassen. Ein Jahr später folgten dann Mayan Queen und Mayan Twilight. Mit ein wenig Stolz verwiesen wir darauf, dass wir alle drei Sorten auch an Gündels Kulturstall anbauen (Sortenbeschreibungen und Kartoffel-Shop). Die Knollen von Mayan Gold bestechen besonders durch ihr tief gelbes Fleischfarbe, einer verkürzten Kochzeit und vor allem durch ihren delikatem Geschmack. Als Problem bei den Phureja-Typen gilt immer noch ihre Lagerfähigkeit, die noch verbessert werden muss. Weitere Sorten sind in der Zulassungsphase! Die Vermarktung der im SCRI gezüchteten Sorten erfolgt über verschiedene Firmen, im Falle der Solanum phureja-Sorten über die Firma Greenvale.


Nach zwei Stunden intensiver Wissensvermittlung, waren wir um Einiges klüger, wofür wir uns bei den oben erwähnten Mitarbeitern des SCRI ganz herzlich bedanken möchten!

Natürlich war der Besuch im SCRI ein Höhepunkt unseres Schottlandurlaub. Doch das Land, die Leute und die Landschaften haben uns besonders fasziniert. Hier einige Impressionen: